Ein guter Anfang: Wie sag ich´s meinem Kinde?

Zu diesem Thema hatten hauptamtliche Mitarbeiter*innen des Pastoralteams der katholischen Kirchengemeinden in Gütersloh alle eingeladen, die diese Frage bewegt und viele sind gekommen. 47 Menschen aus allen Gemeinden der Stadt im Alter von 15 – 72 Jahren haben sich Zeit genommen für einen offenen Austausch.

Der Namenspatron der Gemeinde, der Heilige Bruder Konrad, war ein sehr geeigneter Botschafter für solch einen offenen Austausch. Der ehemalige Großbauer hatte sich für ein Leben im Kloster entschieden. Seine Aufgabe war der Pförtnerdienst. Anderen Menschen die Tür zu öffnen und ihnen das zu geben, was sie dringend brauchten – Aufmerksamkeit, Freundlichkeit, ein Stück Brot, ein offenes Ohr, ein Gebet, - war ihm zur Lebensaufgabe geworden. Die Betrachtung des Kreuzes war seine Glaubensquelle.

U m Glaubensquellen ging es auch an diesem Samstag und um die Frage, wie es möglich ist, diese Quellen den Menschen, besonders Eltern, Kindern und Jugendlichen zugänglich zu machen und ihren Glaubensweg zu begleiten und zu stärken, Das war das Anliegen aller Anwesenden. Die Fragen und Themen, die zu Beginn von allen gesammelt wurden machten das deutlich, hier eine kleine Auswahl:

  • Wie kann die Kirche die Themen der jungen Menschen aufgreifen?
  • Wie kann Kirche ihre „Steifheit“ verlieren?
  • Wie erhalte/ wecke ich das Interesse Erwachsener an der Kirche?
  • Gemeinschaft herstellen von der Taufe bis zur Firmung
  • Wie kann die Kirche präsenter werden?
  • Wie sage ich es denen, die es dann den Kindern sagen? – Gespräch mit Eltern
  • Gottesdienste für Jugendliche ab 8 Jahren
  • Erfahrungsraum mit einer Gemeinschaft (ohne alten Mief)
  • Kirche in GT und social media
  • Verknüpfung Religionsunterricht und örtliche Kirche
  • Wie erreiche ich heute noch junge Menschen?

Mehr als 20 Themenwolken lagen bis Mittag in der Mitte. Im nächsten Schritt konnten einzelne Teilnehmer*innen „ihr“ Thema suchen und mit andern darüber in einen Austausch kommen. In wechselnden Gesprächsgruppen wurden Ideen, eigene Erfahrungen und Wünsche zusammengetragen und. mögliche Wege der Umsetzung angedacht. Jeder konnte so lange an einer Frage arbeiten wie er wollte und dann an einem anderen Gesprächskreis teilnehmen. Am Nachmittag lagen die 15 kurze Protokolle zu den besprochenen Themen in der Mitte und eine Gruppe sehr zufriedener Teilnehmer hatte sich wieder im Kreis eingefunden. Hier Statements einiger Teilnehmer*innen:

Wie sag ich’s meinem Kinde?Als junge Mama hat mich der Titel direkt angesprochen, weil auch zuletzt die Taufe unseres Sohnes uns unsere elterliche Verantwortung für das Vorleben des christlichen Glaubens spüren lassen hat. Dass ich nicht mit einem „Eltern-Methodenkoffer“ für das gemeinsame Beten, Sprechen über den Glauben oder mit Tipps für Gottesdienstbesuche heimkehren würde, war mir klar. Schließlich warb der Einladungstext mit der Einladung zum offenen Austausch für neue Wege in der Zukunft.

Der Moderator, Herr Reith, sorgte im „open space“ überzeugend dafür, dass wirklich die Ideen und Vorstellungen von uns Teilnehmerinnen und Teilnehmern an das Thema die Veranstaltung füllten. Inmitten von Interessierten aus nahezu allen katholischen Gütersloher Kirchorten, und inmitten von Jung und Alt war ich also dabei! Mit den Ohren und Lippen einer Mutter brachte ich mich zum Beispiel in die Diskussion um eine kontinuierliche Begleitung von Kindern von der Taufe bis zur Firmung im Jugendalter ein. Mir gefällt nämlich der Gedanke gemeinsam mit unserem Kind, vernetzt mit Familien mit gleichaltrigen Kindern, immer wieder Kirche und Glauben zu erfahren, statt in konzentrierter Form zur Vorbereitung auf die nächsten Sakramente zusammenzukommen.

Als Mitglied einer kirchlichen Musikgruppe suchte ich auch diese Diskussionsgruppe auf, weil ich überzeugt bin, dass Musik – besonders für junge Menschen - ein wertvolles Potenzial zum Wachsen im Glauben und der Gemeinschaft bietet und wir dieses durch vielfältige Angebote noch ausweiten könnten.

Beim Zusammentragen von Wünschen und Ideen für die Zukunft nahm ich in diesen und weiteren Gruppen auch einen Austausch über gelingende und ansprechende Formate, die bereits vorhanden sind/waren, aber vielleicht gar nicht allen bekannt sind, wahr. Damit einhergehend entfachte auch an vielen Stellen die Frage nach geeigneten Informationskanälen und Kommunikationsmöglichkeiten, aus meiner Sicht eine der Kernfragen für die Zukunft!

Eine beliebte Frage zum Schluss: Was nehme ich mit? Ich bin dankbar mit so vielen netten Menschen in den Austausch gekommen zu sein, fühle mich dadurch auch auf meinem persönlichen Glaubensweg gestärkt und bin gespannt, wie so manche Ideen im pastoralen Raum Gütersloh wachsen werden – hier vor Ort, für uns und unsere Kinder. (Anna R.)

Entdecken wir die Vielfalt der Möglichkeiten Offenbar ist es nötig, uns wieder einmal neu auf die Grundlagen unseres Glaubens auszurichten, also das in den Mittelpunkt zu stellen, was wirklich die erste Aufgabe unserer Gemeinde ist, nämlich Beziehungsstifter zu sein. (Jungen) Menschen soll zu einer gelebten Beziehung zu Jesus Christus verholfen werden. Darauf aufbauend soll (jungen) Menschen Beziehungen innerhalb der Gemeinde/Kirche angeboten, das Miteinander gestärkt werden. Hier sind neue Ideen gefragt.  

Dabei wird es unerlässlich sein, Systeme aufzubrechen, die manchmal immer noch eher verhindernd statt entfaltend wirken können.

Es wurde wieder einmal deutlich, dass es unendlich viele Formen, Wege und Möglichkeiten zu entdecken bzw. neu zu entdecken gibt. Es gibt eben nicht den einen Weg, die eine Lösung, schon gar nicht den einen “Stallgeruch.” Es gibt auch nicht die eine richtige Art und Weise Gottesdienste zu feiern. Menschen, Geschmäcker, Kulturen sind unterschiedlich, die Gesellschaft wird immer ausdifferenzierter, immer multikultureller. So gibt auch nicht die eine Jugendkultur, ausdifferenzierende Entwicklungen auch hier. 

Alles in Allem: Eine Entwicklung, die ja eigentlich gut zur Tradition der Kirche, dem ersten Global-Player der Weltgeschichte, passt, einer Institution also, die seit 2000 Jahren Inkulturation betreibt. Ideen sind also gefragt für eine Vielfalt, die im wahrsten Sinne des Wortes katholisch ist. Für eine einladende Kirche, die sich eben nicht damit begnügt Schwerpunktkirche zu sein, sondern die wirklich eine Kirche für alle Menschen sein will. In diesem Sinne: Werden wir also immer katholischer. (Ulrich P.)

Ich fand den Austausch heute in dem Rahmen durchaus inspirierend und interessant. Schön, dass sich eine solche Zahl an Menschen zusammengefunden hat, die etwas 'bewegen' wollen. Vielen Dank für die Einladung!  Dirk W.

Im nächsten Schritt werden die Protokolle gesichtet und es wird darum gehen mit allen, die das möchten, - interessierten Teilnehmer*innen dieses Treffens und weitere Interessent*innen – einen Weg zu entwickeln, wie die Gedanken, Erfahrungen und Ideen ein Konzept für den pastoralen Raum Gütersloh werden können, damit junge Familien mit kleinen und großen Kindern, Jugendliche und Erwachsene miteinander im Glauben wachsen können. Bruder Konrad hat im wörtlichen und im übertragenen Sinne die Türen für diesen Weg geöffnet.

Michaele Reith